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Le dernier ours du Val-de-Travers

Art en plein air, Môtiers, 2011
Kuratoren Hans Rudolf Reust, Nadia Schneider, Jean-Luc Manz, Noah Stolz, Pierre-André Delachaux

Das Werk, resp. die installative Arbeit ist auf den ersten Blick für alle Besucher/innen auf seiner unmittelbaren Ebene sogleich verständlich, spricht man doch in den Medien seit geraumer Zeit über die diversen Tiere in der Wildnis, die seit dem 17. bis ins 20. Jahrhundert ausgerottet wurden, da ihre Existenz diejenige der Menschen bedrohe: Adler, Luchse, Wölfe und natürlich auch die Bären (der letzte Bäre in der Schweiz wurde 1904 erlegt). Als Totemtiere wurden sie schon früh auf Wappen gebannt, von den Sagen, Mythen und Märchen wurden sie verschiedentlich zum Hauptakteur gemacht und als Kuscheltier spielen sie im Kinderzimmer die Rolle des intimen Trösters. Gleichzeitig fragt man sich seit wenigen Jahrzehnten, ob es für diese Wildtiere wieder Platz in unserem Land haben soll und wie wir Menschen ihnen adäquat zu begegnen haben, wurde doch 2008 im Bündnerland ein aus Italien eingewanderter Braunpelz aufgrund seiner fehlenden Scheu vor Menschen erschossen.

Im Rahmen der alljährlich stattfindenden Ausstellung „Art en plein air“ bietet Môtiers im neuenburgischen Jura seit den 80er Jahren eine beachtlichen Bandbreite in der Auseinandersetzung mit der Kunst im öffentlichen von Natur, aber auch von Kultur geprägten Raum, womit immer wieder die Fragestellung umkreist wird, welche Bedeutung die Natur und welche die Kultur innehat und was für eine Rolle darin die Kunst zu spielen hat. Wo findet sich in unserem Wirken die Natur und wo endet Natur mit den von Kultur gezeichneten Eingriffen? Diesem Themenbereich widmet sich auf einer weiteren Ebene ebenso die installative Arbeit von Simon Beer, die sich in der Vergangenheit ansiedeln möchte, somit als historische Reminiszenz das Klischee der musealen Präsentation in natürlichem Ambiente bedient, „Jööhh!-Effekt “ miteingeschlossen. Erleben wir unsere Umwelt nur noch als grandios inszenierte Freilichtausstellung, die wir auf dem Ausstellungsparcours vom pittoresken Städtchen ausgehend, idyllischen Flusslandschaften folgend, den steilen Weg in felsiger, dann waldreicher Umgebung erklimmend bis auf eine erstaunlich liebliche Anhöhe  gefahrenlos betreten dürfen? Teil davon ist der grosse Braune unter dem Felsvorsprung mitten im Parcours, der, gefasst und inszeniert durch eine Umzäumung, die wir passieren müssen, um in eine täuschende Wirklichkeit einzutreten, trotz überzeugender Lebensnähe im konservierten Stillstand verharrt. Ist die Simulation allseitig in unsere Wirklichkeit getreten und wann war dieser verlorene Moment, als unsere Realität eingenommen und zur Kultur gemacht wurde?

Es muss vor sehr langer Zeit gewesen sein, als der letzte Bär vom Val du Travers Angst und Schrecken verbreitet und in den Dörfern die kleinen Kinder in seine Pranken genommen hat. Noch viel früher war es, als der Mensch mit seinem Willen, sich die Erde untertan zu machen, suzessive die Regie übernommen hat – bis zu einem Moment, wo er sich heute wieder fragen muss, was Fortuna wohl mit ihm in der Zukunft vorhat.

 

Ansicht ausgestopfter Bär für seiner Höhle, von oben her gesehen.

Absperrung und Tor in das Gehege.

Transport des Bären beim Aufbau der Installation.


Material:
Ausgestopfter Grizzly Bär (Canada), Pfähle, Planken und zwei Tore für die Umzäunung, Steine, Gehegegrösse ca. 3500m2.